Egal, ob 2002, Brezel-Käfer, Escort oder Kadett. Jedes dieser Modell rollte zumeist auf Stahlfelgen aus der Montagehalle, welche aus heutiger Sicht mit vier bis sechs Zoll vergleichsweise schmal ausfallen. Im Laufe der frühen 1970er Jahre wurden jedoch auch „Breitreifen“, und damit einhergehend entsprechend breite Felgen, immer populärer. Nicht nur auf hochgezüchteten Formel-1-Boliden, sondern auch auf Tourensportwagen mit ihren pausbäckigen Kotflügelverbreiterungen waren überbreite Stahlfelgen oder die damals noch jungen Aluminiumfelgen nicht mehr wegzudenken. Dank namhafter Felgenhersteller wie BBS, Fuchs oder Ronal fand diese Entwicklung relativ schnell ihren Weg auf die Straßen der Bundesrepublik.
Spätestens in den 1980ern erreichte dieses „Wettrüsten in die Breite“ seinen Höhepunkt. Der wahre Held an der Eisdiele war man zeitweise nur mit monströsen Bodykits á la Zastrow, Rieger, Mattig und Co. Für die Harmonie im Radhaus sorgte dann entweder das D&W-Alufelgen-Regal, oder das Angebot der unzähligen anderen Tuning-Firmen, die damals wie Pilze aus dem Boden schossen.
Wer jedoch beim „Frisieren“ nicht auf Zubehörfelgen zurückgreifen wollte und die originale Optik weitestgehend beibehalten zu versuchte, der rückte den eingangs erwähnten schmalen Stahlfelgen zuleibe. Dafür boten sich bereits damals einige Spezialfirmen an. Diese schnitten zunächst die vorhandenen Felgen an der richtigen Stelle auf und schweißten sie mit einem entsprechend breiten Distanzring wieder zusammen, was auch heute noch die gängigste Methode darstellt. Hier mal ein Beispiel, wie es schon früher gemacht wurde (Danke dafür an Michael von Glow Special aus Ennepetal!).
Trotz allem verloren Stahlfelgen mit dem Siegeszug der Aluminiumfelge in den letzten zwei bis drei Dekaden zunehmend an Bedeutung. Logischerweise bekamen das auch die Betriebe zu spüren und gaben ihr Geschäft entweder irgendwann auf, oder mussten sich lukrativere Standbeine suchen.
In den letzten zehn Jahren, in denen der Markt für Old- und Youngtimer aus der „guten alten Zeit“ rasant wächst, heizt das automatisch auch wieder die Nachfrage nach zeitgenössischen Stahlfelgen an. Allerdings sind viele der alten Hasen von damals längst in Rente. Deshalb entdecken einige junge Schweißnaht-Artisten dieses Nischen-Handwerk neu für sich. Einer von ihnen ist Piotr aus Sorau (Zary/Westpolen), in Deutschland landlaufig bekannt als „Verbreiterte Stahlfelgen GeDeichselt„.
Unsere Wege sollten sich alsbald kreuzen, aber dazu gleich. Im Januar diesen Jahres konnte ich nämlich einen gut erhaltenen Satz Opel-Sport-Stahlfelgen (kurz OSSF) gegen einen Sixpack Bier und einen netten Plausch eintauschen. Danke an dieser Stelle nochmal an Eric bzw. deinen Opa! 😉 Das Ganze war eher dem Zufall geschuldet, geplant hatte ich das nicht. Doch da wir fast nebeneinander wohnten, ergab sich die vielleicht einmalige Gelegenheit, zuzugreifen und einen netten Menschen kennenzulernen.
Da waren sie nun also. Sport-Stahlfelgen in der Dimension 5,5J x 13″ ET 37, die dazumal von der Firma Lemmerz als Erstausrüster an Opel geliefert wurden. Von Anfang an hatte ich den Wunsch, sie nicht nur neu zu lackieren, sondern sie natürlich auch verbreitern zu lassen. Jedoch nicht, wie schon fast üblich, auf 8J oder 8,5J, sondern lediglich um eineinhalb Zoll auf 7J (ca. ET18), um meine Wunsch-Reifendimension 185/60 R13 noch ohne Probleme fahren zu können. Außerdem will ich den Abrollumfang der 175/70 R13 einigermaßen einhalten, um mir eine Tachoangleichung zu sparen.
Also habe ich mich mit Piotr getroffen, ihm die Felgen in die Hand gedrückt und die Details beredet. Die Verbreiterung auf sieben Zoll stellte logischerweise keine Hürde da. Von einer Pulverbeschichtung in Chrom hat er mir jedoch abgeraten und mir eher Silber empfohlen. Eine hochglänzende Oberfläche verzeiht nun einmal im Gegensatz zu Silber keine Fehler, wenn der Untergrund nicht einhundertprozentig eben ist. Da es sich aber bei meinem Kadetten um keine sterile Trailer-Queen handelt, bin ich das Risiko eingegangen, dass das Ergebnis hier und da vielleicht nicht ganz so astrein aussehen wird. Somit gingen dann ein paar Tage ins Land und „GeDeichselt“ hat mich immer wieder mit Bildern vom jeweiligen Arbeitsfortschritt auf dem Laufenden gehalten.
Wenige Wochen später haben wir uns dann wieder getroffen und ich konnte die Schätzchen das erste Mal in Augenschein nehmen. Ich muss zugeben, ich war schwer beeindruckt. Die Schweißnähte und die Pulverbeschichtung sind einwandfrei. Zwar sind die erwähnten kleinen Unebenheiten nicht ausgeblieben, doch ich kann damit gut leben, weil der Gesamteindruck einfach stimmt. Das Chrom trifft dabei fast genau den Ton der dafür vorgesehenen Nabendeckel.
Nun muss man allerdings fairerweise sagen, dass die 350 Euro, die ich dafür gelöhnt habe, in keiner Konkurrenz zum hiesigen Markt stehen. Deshalb liegt die Entscheidung, in welche Hände ihr eure Felgen gebt, ganz allein bei euch. Ich kann euch jedenfalls GeDeichselt nur wärmestens empfehlen. Ganz nebenbei bekommt ihr bei ihm z.B. auch mehrteilige Felgen mit Aluminiumbetten. Aber überzeugt euch ganz einfach selbst. Auf seiner Facebook-Seite gibt es genügend Bilder seiner Arbeit.
Als Entschädigung für die etwas längere Wartezeit, hat mir Piotr noch eine Flasche des polnischen Kräuter-Wodkas Żołądkowa Gorzka mitgebracht. Als Tipp gab er mir noch mit auf den Weg, diesen mit Apfelsaft zu mischen. Tja, was soll ich sagen. Das ist schon jetzt mein Sommergetränk 2017! 😀
Aber nur eingetragen bekommst du sie nicht das ist der scheiss
Moin moin
Nur ne Frage passten die Felgen ohne was an den Radkasten zu ändern würde die selbe Größe für meinen Ascona B bevorzugen.
Grüße
Moin Michael,
das kommt ganz auf dein Fahrwerk und die gewünschte Reifengröße an. Beim Ascona B bin ich leider nicht ganz so fit, was die möglichen Kombinationen angeht. Doch ich denke, dass hier z.B. 185/60 R13 auf 7J x 13″ mit ET ~20 mm und 40 mm Federn ohne weiteres passen sollten.
Im Zweifelsfall fragst du einfach mal hier nach: http://www.facebook.com/groups/214762761891747 😉
Gruß,
Martin