{"id":7198,"date":"2019-09-11T14:58:48","date_gmt":"2019-09-11T12:58:48","guid":{"rendered":"https:\/\/4raederund1brett.wordpress.com\/?p=7198"},"modified":"2019-09-11T17:55:00","modified_gmt":"2019-09-11T15:55:00","slug":"ziel-erreicht","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.4raeder1brett.de\/blog\/2019\/09\/11\/ziel-erreicht\/","title":{"rendered":"Ziel erreicht ?"},"content":{"rendered":"\n

Vor nun fast zwei Monaten, am 16. Juli 2019, hat der GT\u00dc-Pr\u00fcfingenieur seinen Segen erteilt, tags darauf bekam er sein verdientes H-Kennzeichen. Was eigentlich schon zwei Wochen fr\u00fcher nur als Formsache gelten sollte, erwies sich noch einmal als ordentliche Herausforderung.<\/p>\n\n\n\n

Reisen wir also noch einmal zur\u00fcck: Bereits am Morgen des 2. Juli haben wir den Kadetten mit einem Leihtrailer von der Halle in Bautzen zum Pr\u00fcfst\u00fctzpunkt nach Radebeul gebracht. Hierf\u00fcr nochmal vielen Dank an meine Schwiegereltern f\u00fcr die tatkr\u00e4ftige Unterst\u00fctzung! \ud83d\ude09 Allein das Auf- und abladen war ein kleines Abenteuer. Denn sobald ich mit meiner “schei\u00dftiefen Karre” auf dem Anh\u00e4nger stand, blieb mir in Ermangelung eines Schiebedachs nichts anderes mehr \u00fcbrig, als in “Dukes of Hazzard”-Manier durch’s Fenster ein- und auszusteigen. Die Borde links und rechts waren so derma\u00dfen hoch, dass meine T\u00fcren nur noch zehn Zentimeter weit aufgingen.<\/p>\n\n\n\n

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Gegen Mittag traf unsere Kolonne am Pr\u00fcfst\u00fctzpunkt ein und ich f\u00e4delte mich wieder schlangenartig ins Auto, um unseren Pr\u00fcfling auf dem Hof abzuparken. Dort wurde er auch gleich von den kritisch dreinblickenden Ingenieuren unter die Lupe genommen. In vorauseilendem Gehorsam habe ich ihnen auch gleich einen Leitz-Ordner mit allen m\u00f6glichen Unterlagen zum Auto in die H\u00e4nde gedr\u00fcckt. Darin enthalten waren die alten Zulassungspapiere, alle ben\u00f6tigten ABEs und Gutachten, sowie das Ursprungszertifikat von Opel Classic<\/a>. Ziemlich schnell fiel der Blick der Pr\u00fcfer auf den Auspuff. Auf meine Anmerkung, dass es dazu weder ein Gutachten noch irgendwelche E-Pr\u00fcfzeichen oder andere Annehmlichkeiten gibt, erntete ich die erwartete Skepsis. Wie sich allerdings sp\u00e4ter noch herausstellen wird, stellte die Abgasanlage keinerlei H\u00fcrde dar. Denn diese lauerten ganz woanders.<\/p>\n\n\n\n

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Wieder zu Hause angekommen rief mich der Anstaltsleiter an, der mir offenbarte, dass das heute wohl nichts mehr mit der Plakette wird. Meine vorderen Radlager w\u00fcrden mahlende Ger\u00e4usche von sich geben und hinzu kam noch, dass die Bremsen, welche mittlerweile zu meinem Lieblingsproblem geworden sind, den Leistungsanforderungen des Pr\u00fcfstands nicht gewachsen waren. Damit war’s mit der Hauptuntersuchung im ersten Versuch nat\u00fcrlich Essig und wir holten den Kadett noch am selben Tag wieder ab um ihn in erst einmal in seine neue Bleibe im Dresdner Umland zu bringen.<\/p>\n\n\n\n

Dass mir ausgerechnet die Radlager Probleme bereiten w\u00fcrden, daran h\u00e4tte ich im Traum nicht gedacht. Als ich sie damals befundet hatte, war die Welt noch in Ordnung und auch im eingebauten Zustand haben sie keine auff\u00e4lligen Ger\u00e4usche von sich gegeben. Aber nun gut, ein paar neue Lager k\u00f6nnen sicher nicht schaden. Zwei Tage sp\u00e4ter trudelten auch schon die Neuteile aus Thomas’ Edelschmiede ein, sodass ich sie bereits am darauffolgenden Wochenende wechseln konnte. Damt war zumindest das erste Problem behoben. Letzten Endes war ich auch froh, dass sich nicht die hinteren Radlager angek\u00fcndigt haben, denn dann w\u00e4re der Wechsel mit erheblich mehr Aufwand verbunden gewesen.<\/p>\n\n\n\n

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Und nun zu diesen verf…lixten Sch***bremsen. Ich hatte bis zuletzt das Gef\u00fchl, dass die bis dahin vorhandene Bremsleistung ausreicht und die HU nicht gef\u00e4hrden w\u00fcrde. Dass der Karren zwar gut bremst, aber die R\u00e4der nicht blockieren, habe ich als gegeben hingenommen. Einen Vergleich hatte ich ja schlie\u00dflich nicht und meine “Teststrecke” war zu kurz, um einmal aus voller Fahrt in die Eisen zu gehen.
Doch wo lag nun das Problem? Sollte wirklich immer noch Luft im System sein? Nach zehn oder mehr Mal Entl\u00fcften konnte ich das fast ausschlie\u00dfen. Aber so langsam hielt ich alles f\u00fcr m\u00f6glich und ich entl\u00fcftete die Bremsen noch ein x-tes Mal. Und siehe da: hinten links blubberte es pl\u00f6tzlich im Gew\u00fcrzgurkenglas. Freudestrahlend habe ich den Kadetten wieder heruntergelassen und bin eine Proberunde gedreht. Tats\u00e4chlich sprach die Bremse nun bei demselben Pedalweg noch ein bisschen besser an und tats\u00e4chlich blockierten die R\u00e4der hin und wieder. Das muss es nun also gewesen sein, dachte ich bei mir und ich stellte den Boliden am n\u00e4chsten Montagmorgen siegessicher wieder auf den Hof der Pr\u00fcfanstalt.<\/p>\n\n\n\n

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Am Vormittag dann der Anruf: “Die Bremswerte reichen immer noch nicht!”. Ihr k\u00f6nnt euch sicher vorstellen, dass ich hier fast ins Telefon gebissen h\u00e4tte … Der Pr\u00fcfer meinte noch dazu, dass beim Tritt auf’s Bremspedal die Motordrehzahl absinken w\u00fcrde, da der Bremskraftverst\u00e4rker eventuell Falschluft zieht. Das war also die Symptomatik, \u00fcber die ich mir nun den Kopf zerbrechen durfte. Falschluft im BKV kann theoretisch nur durch eine defekte Membran oder durch eine Undichtigkeit am Unterdruckschlauch (vom Ansaugtrakt kommend) bzw. dem R\u00fcckschlagventil herr\u00fchren. Letzteres konnte ich definitiv ausschlie\u00dfen, womit nur noch eine defekte Membran infrage kommen w\u00fcrde. Also habe ich mir umgehend einen guten gebrauchten und nachweislich funktionst\u00fcchtigen Bremskraftverst\u00e4rker besorgt (Danke an dieser Stelle an Ingo!), welcher mir wiederum zwei Tage sp\u00e4ter vom DHL-Mann in die H\u00e4nde gedr\u00fcckt wurde. <\/p>\n\n\n\n

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Und nun kam der finale Moment der Erleuchtung: Gl\u00fccklicherweise hatte Ingo den dazugeh\u00f6rigen Hauptbremszylinder mit dran gelassen. Ein Umstand, der mich nahezu mit der Nase auf das Problem sto\u00dfen sollte. Denn so wie ich den Hauptbremszylinder vom Bremskraftverst\u00e4rker gel\u00f6st habe, sehe ich dort eine Gummidichtung, die bei meinem definitiv nicht verbaut war. Im Gegenteil, sie lagerte in irgendeiner Kiste, weil ich das Teil von Anfang an nirgendwo mehr zuordnen konnte. Die Ironie daran ist, dass ich mir beim Einbau<\/a>, der nun auch schon wieder drei Jahre zur\u00fcckliegt, an besagter Stelle einfach eine simple Papierdichtung zugeschnitten hatte. Vielleicht kam mir der \u00dcbergang Metall-auf-Metall damals schon komisch vor. Ich wei\u00df es leider nicht mehr … Auf jeden Fall erkl\u00e4rt das die Symptome mit dem relativ langen Pedalweg und dem Drehzahleinbruch beim Treten.<\/p>\n\n\n\n

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Alle guten Dinge sind wie immer drei: Am n\u00e4chsten Morgen f\u00fchrte mein Weg noch einmal nach Radebeul. Mit dem Corpus Delicti und einem 13er Maulschl\u00fcssel im Gep\u00e4ck, war der Odyssee in weniger als f\u00fcnf Minuten ein Ende beschert: Bremskraftverst\u00e4rker und Hauptbremszylinder voneinander getrennt, die Dichtung eingesetzt und die beiden M8er Muttern wieder festgezogen. Siehe da: Das Ergebnis des darauffolgenden Bremstests ist wahrscheinlich jetzt noch auf dem Hof zu erkennen … \ud83d\ude42<\/p>\n\n\n\n

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Auf den endlich erfolgreichen Bremstest folgte dann noch ein einst\u00fcndiger Zettelkrieg mit Eintragungen hier, Austragungen da und H-Gutachten dort \u2026 Austragen lassen habe ich bei der Gelegenheit auch gleich die fehlenden Sto\u00dfstangen, eine der vielen Tunings\u00fcnden der 1980\/90er. Das veranlasste den frisch exmatrikulierten Pr\u00fcfingenieur irgendwie dazu, den Kadetten gleich noch einmal komplett auszumessen. Naja, warum nicht. Seine Baumarkt-Wasserwaage durfte er dazu aber auch nur deshalb auf’s Autodach legen, weil sie gelb war … \ud83d\ude00<\/p>\n\n\n\n

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Irgendwann war auch das alles in Sack und T\u00fcten, sodass ich den Wagen am n\u00e4chsten Morgen zulassen konnte. Bei der Zulassungsstelle im S\u00fcdosten Dresdens angekommen, wurde ich nach knapp 20 Minuten aufgerufen: Wie es kommen musste, war die Dame an Schalter 8 leider nur m\u00e4\u00dfig kooperativ, weshalb ich noch einiges an \u00dcberzeugungsarbeit leisten musste, bis mir und meinem o.g. Ursprungszertifikat Glauben geschenkt wurde. Mit Fl\u00f6ten und Engelszungen konnte ich wenigstens noch die Korrektur des Erstzulassungsdatums erwirken. “So ein Zettel kann sich doch jeder aus dem Internet ausdrucken!” Okay, na klar, selbstverst\u00e4ndlich wird sie damit nat\u00fcrlich recht haben. Wie konnte ich nur so t\u00f6richt sein und sie damit \u00fcberlisten zu wollen. Doch so leicht gab ich noch nicht auf. Nach zehn Minuten Diskussion lie\u00df sie sich dann von mir und ihrem Vorgesetzten von der Echtheit des Zertifikats \u00fcberzeugen und \u00e4nderte die EZ vom 1. Juli 1979 auf den 8. Februar 1979. Die Anpassung der fehlenden Typschl\u00fcsselnummer war dagegen v\u00f6llig unm\u00f6glich. “Auf keinen Fall! Sowas muss ein Sachverst\u00e4ndiger kl\u00e4ren. Woher sollen wir das hier wissen?”, erhielt ich barsch als Antwort. Ich wollte dann auch nicht unbedingt die Blicke der anderen 100 Leute in der Schalterhalle auf mich und Frau “Dasgehtsoabernicht” ziehen und gab, mittlerweile leicht entnervt, klein bei. Als ich dann meine leise weinende ec-Karte in den Kassenautomat schob, im Gegenzug erst die Zulassungspapiere und danach endlich die Siegel auf die Kennzeichen bekam, war die Sache endlich geritzt. <\/p>\n\n\n\n