Versöhnliche Töne

Endlich! Der erste Blogbeitrag im Jahr 2019. Die Winterpause dauerte in diesem Jahr so lange, wie noch nie. Trotzdem habe ich nicht am Wohnzimmerfenster gestanden und traurig in den verregneten Himmel geguckt … sondern in zwei niedliche kleine blau-graue Knopfaugen <3

Jetzt, wo ich frischgebackener Papa bin, könnte man meinen, ich würde vernünftiger. Oder warum sonst sollte ich mir plötzlich noch eine andere, diesmal seriennahe, Auspuffanlage gekauft haben? Nun, der Grund sind nicht etwa die Vaterfreuden, sondern mein Fracksausen vor der immer näher rückenden Vollabnahme bei der Dekra …

So imposant die jetzige bisherige Noname-Brülltüte auch wummert, so kompliziert wäre es geworden, den Herrn Ingenieur von meinem Vorhaben zu überzeugen. Ohne mit einer ABE oder einem vergleichbaren Gutachten, noch dazu ohne irgendeiner Kennzeichnung auf den Töpfen zur Vollabnahme anzutreten, war mir dieses Unterfangen einfach viel zu heikel. Erst recht, weil ich ja unbedingt mit einem H-Gutachten vom Hof fahren wollte.

Um meine schlaflosen Nächte lieber unserem Sohn, als diesem Gruppe-A-Thema zu widmen, musste also eine “Dekra-verträgliche” Alternative her. Was würde sich da besser eignen, als eine originale Auspuffanlage “von damals”. Wer jetzt so naiv wie ich denkt, so etwas sei problemlos zu beschaffen, der hat aber die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Sicher findet sich hier und da bei Sammlern oder auf eBay noch ein eingestaubter Eberspächer-Topf aus den 1970ern, eine Komplettanlage ab Krümmer sucht man aber mittlerweile vergebens. Und wenn überhaupt, dann haben die namenhaften Teilehändler lediglich für OHV-Kadetten noch Repro-Schalldämpfer im Sortiment. Mit einem CIH-Kadett unter’m Hintern muss es aber wohl grundsätzlich immer gleich voll auf die Mütze geben … Gruppe-A-Rennsportanlagen, mit oder ohne Fächerkrümmer soweit das Mausrad scrollt. Dabei soll es ja Leute in “gesetztem Alter” geben, die ihren Opel eher nur fahren als gehört und gesehen werden wollen, nur scheint deren Nachfrage eine Reproduktion noch nicht zu rechtfertigen.

Wie dem auch sei, die Suche gestaltete sich entsprechend schwierig, bis ich dann überraschenderweise doch noch bei einem Händler namens “Kfz-Teile Köln” fündig geworden bin. Denn dieser bietet eine Edelstahl-Auspuffanlage für Opel Kadett C an, bestehend aus Hosenrohr, Vor-, Mittel- und Endschalldämpfer, passend für alle CIH-Modelle (also 1.6 S, 1.9 GT/E, 2.0 E Rallye und 2.0 GT/E).


Die Anlage wird von dem genannten Händler auf diversen Verkaufsplattformen für 268€ zzgl. Versand angeboten. Kauft man den Artikel über eBay ein, spart man sich sogar die Versandkosten. Außerdem kann man ihn bei Nichtgefallen innerhalb von 30 Tagen kostenlos zurückschicken, wenn man beim Kauf gleich die 30-Tage-Testphase von eBay Plus mit in Anspruch nimmt (ggf. das sofortige Kündigen des Abos nicht vergessen!).

Nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass diese nun die einzige verfügbare “Standard”-Auspuffanlage für die CIH-Kadetten zu sein scheint, wagte ich also nach kurzer Pro- und Contra-Abwägung das Experiment und habe auf “Kaufen” geklickt. Nach circa 2-3 Tagen drückte mir dann der DPD-Mann missbilligend mein 23 Kilogramm schweres Paket in die Hände.

Noch im Büro habe ich mal einen ersten Blick auf dieses Kunstwerk geworfen. Die Auspuffanlage, die sehr wahrscheinlich nicht europäischen Ursprungs ist, hat zwar ebenso keine Kennzeichnung in Form einer Zulassungsnummer oder ähnlichem, entspricht aber in ihrer Ausführung und Form weitestgehend dem Original. Diese Tatsache honoriert mir hoffentlich auch der Dekra-Prüfer mit kooperativem Wohlwollen.


Zuallererst muss ich sagen, die Anlage ist nicht gerade etwas für’s Auge 🙁 Der verwendete Edelstahl ist weder poliert, noch gebürstet und die Schweißnähte könnten teilweise zum Tag der offenen Tür beim Dorfschlosser entstanden sein. Dagegen ist das Material mit 1,5 Millimetern nicht so dünn, wie ich erwartet hätte. Auch sind bis auf den Vorschalldämpfer alle Töpfe gefalzt, wodurch man sich im Alltag keine Sorgen über reissende Schweißnähte machen muss. Das zweiflutige Hosenrohr mit jeweils 50 mm Durchmesser geht dann in eine 55 mm-Leitung über, durchgehend bis zum gerade gekappten Endrohr mit derselben Größe.

Der Lieferumfang in den verschiedenen Shops ist übrigens wortwörtlich zu nehmen: Mit Auspuffgummis habe ich ja gar nicht erst gerechnet, aber dass selbst ein paar simple Auspuffschellen nicht mit beiliegen, hat mich schon etwas verwundert. Das war allerdings weniger tragisch, da ich diese ja von der anderen Anlage übernehmen kann.

Soviel zur Theorie. Wie gut die Anlage bei der Passgenauigkeit in der Montage und schlussendlich auch beim Klang abschneiden wird, zeigt sich dann hoffentlich schon in der nächsten Woche. Deshalb möchte ich mir jetzt noch kein abschließendes Urteil bilden bzw. werde dieses hier noch nachreichen 😉

P.S.: Je nach Bedarf gibt es auch nur Mittel- und Endschalldämpfer im Set, dann für 199 Euro.

Nachtrag vom 2. April 2019: Am vergangenen Wochenende habe ich nun die neue Anlage drunter gebaut und bin soweit ganz zufrieden damit. Wie sie klingt, das hört und seht ihr hier im Video.

Die Passgenauigkeit ist in sofern in Ordnung, als dass ich nichts umschweißen musste … glücklicherweise. Lediglich zwischen Hosenrohr und Vorresonator musste ich das Rohr um knapp 20 Millimeter kürzen, was gerade noch verschmerzbar ist 😉 Den ersten Kontakt zum Gullideckel knüpft allerdings das Hosenrohr, welches hätte vielleicht eine Idee näher am Unterboden entlang führen können. Bei meiner Fahrwerks-/Rad-/Reifenkombination kann man das nach meinem Empfinden noch tolerieren, aber wer mit einem 85/70er KAW-Fahrwerk und 175er Sofarollen daherkommt, wird definitiv ein Problem bekommen. Hosenrohr hin oder her wäre dann allerdings auch schon der Vorresonator “zu nah dran am Geschehen” und man müsste weiterhin zu einer 2-Topf-Anlage greifen. Wie zum Beispiel die Leidinger-Anlage aus dem Hause Ray Simons, die allerdings mit circa 750 Euro den dreifachen(!) Preis aufruft.

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